Alien-Suche bei "Wer wird Millionär?" und der Hintergrund der eine Millionen Euro-Frage bei Jauch.


"Wer wird Millionär?" vom 14.  9- 2012 (Bild: rtl-now.rtl.de)

Am 14. September 2012 scheiterte der Kandidat Christoph von Schönburg bei der beliebten "RTL"-Sendung "Wer wird Millionär" an dieser eine Millionen Euro-Frage: "Mit der Drake-Gleichung berechnet man die Wahrscheinlichkeit von...?" Und die ist sicher allen Mystery-Freunden bekannt. Aber was genau steckt hinter der "Mathematik der Alien-Suche"?


von Lars A. Fischinger

Antwort "D" bei "Wer wird Millionär" war und ist heute richtig gewesen. Mit der "Drake-Gleichung" oder auch "Drake-Formel" berechnet man die Anzahl von Außerirdischen im All. Christoph von Schönburg schloss dieses jedoch als erstes aus und musste letztlich passen. Das ist natürlich keine Schande.


Es gibt tatsächlich eine Formel, mit der man Aliens im All mathematisch dingfest machen kann? Ja, die gibt es und Günther Jauch hat diese auch gut in knappen Worten anschließend erklärt. Die Drake-Gleichung ist eigentlich sogar ein uralter Hut, den mit Sicherheit die meisten Freunde von Astronomie, Leben im All aber auch Mystery & Co. und meine Leser aus meinen Büchern kennen. In diversen Facebook-Gruppen ist die Formel nach "Jauch" von heute nun auch zum Thema geworden.


Hier nun mal ein paar Hintergrundinformationen, was man sich darunter vorzustellen hat.


Aufgestellt hat die Formel der berühmte Astrophysiker Professor Frank Drake schon im Jahre 1961 auf einer Konferenz in Green Bank in den USA. Sie soll die Möglichkeit von intelligentem Leben in unserer Galaxis berechenbar machen. Drake gilt als Vater von SETI, der Suche nach Aliens mit Hilfe von Radioteleskopen auf der Erde, die der Masse durch den Kinofilm "CONTACT" (1997) mit Jodie Foster in der Hauptrolle bekannt wurde. Vorlage war ein gleichnamiger Roman von Professor Carl Sagan. Sagan war nicht nur vielfach ausgezeichneter Autor, Astronom und Physiker, sondern schickte auch 1974 eine Radionachricht an mutmaßliche Aliens zusammen mit Frank Drake in das All (Arecibo-Nachricht) um auf die Menschheit auf der Erde hinzuweisen.



Wie im Film "CONTACT" geht die Radioastronomie davon aus, dass technische Zivilisationen im All Radiosignale (bewusst oder wie wir hauptsächlich als "Müll") aussenden. Diese mit rund 300.000 km/s (Lichtgeschwindigkeit) durch das All rasenden Signale könnten wir Menschen auf der Erde heute auffangen. Eben mit dem Projekt SETI - der "Search for Extraterrestrial Intelligence". Und auf der ersten SETI-Konferenz 1961 wurde eben die Drake-Formel ins Leben gerufen.


So sieht sie aus:

N = R Fp Ne Fl Fi Fc L


Diese Gleichung stellte Professor Drake vor über 50 Jahren auf. Zu dieser Zeit gab es unter den Namen "Ozma" ein Radioteleskop-Programm, um eben vermutete außerirdische Signale aufzufangen. Die bei diesem SETI-Meeting erstellte Gleichung ist bis heute in vielen Büchern, Artikeln und TV-Berichten über extraterrestrisches Leben zu finden.


Was heisst das alles? Die Details der Formel:

  • N = Ergibt die Anzahl der intelligenten Alien-Zivilisationen in der Galaxis
  • R = durchschnittliche Entstehungsrate von Sternen
  • Fp = Anzahl der Sterne in der Milchstraße, die tatsächlich Planeten besitzen
  • Ne = Anteil der Planeten je Sonnensystem, die irdischen Lebensbedingungen entsprechen bzw. in der einer lebensfreundlichen Zone um ihrer Sonne kreisen.
  • Fl = Anzahl der Planeten mit Lebensformen
  • Fi = Menge der Planeten mit intelligenten Lebensformen
  • Fc = Menge der Planeten mit intelligenten Zivilisationen, die die technische Fähigkeit für eine interstellare Kommunikation entwickelt haben
  • L = die Lebensdauer, die eine derartige außerirdische Kultur überhaupt erreichen kann

Jedem sollte dabei aber sofort auffallen, dass "N" aus entweder unbekannten oder nur vermuteten Angaben gebildet wird. Und vor 50 Jahren wusste man nicht einmal eindeutig, ob es überhaupt irgendwelche Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gibt! Seit etwa 15 Jahren kennen wir aber bald 1000 solcher fremden Welten. Die "Erde 2.0" aber bisher nicht. Die aktuelle NASA-Teleskop-Mission "Kepler" im Erdorbit ist eifrig auf der Suche nach dieser. Optimisten glauben, dass es keine zehn Jahre mehr dauern wird, bis wir die zweite Erde im All nachweisen können (ob es da intelligente Aliens gibt ist eine andere Frage).


Nachdem Drake einst diese Gleichung vorge­stellt hatte, begannen die dort Anwesenden (unter anderem eben auch Professor Carl Sagan) Zahlen für die einzelnen Punkte zu suchen. Nachdem jede einen Wert zugeteilt bekam stellte sich heraus, dass N = L ist. Somit hängt die Anzahl intelligenter Zivilisa­tionen in unserer Galaxis einzig allein von der Lebenserwartung dieser ET-Kulturen ab. Professor Drake vermutete, dass es trotzdem zwischen 100 und 1000 oder Millionen bewohnte Welten allein in unserer Milchstraße gibt. Andere sprechen von Milliarden außerirdischen Zivilisationen. Und andere wieder, dass es in unserer Milchstraße nur uns alleine gibt. Bis heute wird diese Gleichung immer mal wieder neu berechnet und analysiert. Immer mit verschiedenen Ergebnissen.

Anhand solcher Angaben dürfen wir also schlicht sagen: es ist jedem selber überlassen, wie viele Alien-Zivilisationen er im All haben möchte.

Da "N" = "L" sein könnte, stellt sich selbstverständlich die Frage, wie lange eine technische Zivilisation überhaupt existieren kann. Der deut­sche Astrophysiker Sebastian von Hoerner legte einst diese durchschnitt­liche Lebenserwartung auf rund 4500 Jahre fest. Entweder nimmt eine Zi­vilisation diese Hürde oder sie geht vorher unter. Die Gründe hierfür sind unserer irdischen Gesellschaft wohl bekannt: Um­weltzerstörung, Übervölkerung, Kriege, Ausbeutung der planetaren Ressourcen etc. Aber auch und natürlich kosmische Katastrophen, wie der Einschlag eines Kometen, können zum Untergang eines Planeten und somit einer Kultur führen.

Von Hoerner hatte übrigens auch eine einfach-geniale Erklärung, warum bisher keine Außerirdischen ihre Signale bewusst zur Erde sandten: Bei den "Informationsmüll", den die Menschen durch Fernseh- Radio- Radar- und Funkstrahlungen in das All senden, denn solche Strahlungen bewegen sich bekanntlich mit Lichtgeschwindigkeit von der Erde weg, werden die Außerirdischen einfach kein Interesse an uns haben. Von Hoerner:

"Würden sie uns allein an den Krieg- und Terrorberichten der TV-Nachrichten messen, dürfen wir uns über ihr Schweigen wohl kaum wundern."


Aber wie groß ist die Chance, dass solche außerirdischen Superwesen von uns entdeckt werden können? Welche Möglichkeiten stehen uns heute dafür zur Verfügung? Nur Radiosignale? Die Frage wird von Wissenschaftlern schon seit langem diskutiert. 1820 entwarf zum Beispiel der Mathematiker Karl Gauss eine Methode um sich fremden Wesen bemerkbar zu machen. Er schlug vor in Sibirien ein riesiges und rechtwinkliges Dreieck aus Weizen anzulegen, an deren Seiten Pinienwälder gepflanzt werden sollten. Diese Wälder würden den Satz des Pythagoras darstellen, welches von Au­ßerirdischen dann klar als intelligentes Signal identifiziert wer­den würde. Da zu Lebzeiten von Gauss vermutet wurde, dass der Mars und sogar der Mond von Wesen bewohnt währen, ist der Vorschlag von ihm (zu seiner Zeit) recht sinnvoll gewesen. Starke Teleskope der grünen Männchen, oder des Mann im Mond würde solche Formation entdecken und als künstlich erkennen. Er fand allerdings keinen Sponsor für seine Unterneh­mung - gespartes Geld, wie wir heute wissen . . .


Einen weiteren Vorschlag machte 1840 der Physiker Joseph von Littrow. Seine Idee bestand darin in der Sahara Löcher von 20 Meilen Durchmesser auszuheben, sie dann mit Kerosin zu füllen und mit Hilfe eines Streichholz (!) zu entzünden. Somit sollten in un­serem Sonnensystem brennende, geometrische Figuren auf eine Intelligenz auf der Erde aufmerksam machen. Selbstmord und Rohstoff­vergoldung im Zeichen der heute kindlich klingenden Wissenschaft damaliger Tage.

Der erste vernünftige Schritt folgte 1899 durch den Elektroin­genieur Nikola Tesla. Er entwarf einen Radiosender ("Tesla-Spirale" genannt und von vielen Esoterikern für allerlei angebliche Zwecke herangezogen) mit 23 Metern Durchmesser, den er in Colorado Springs installierte. Mit der finanziellen Hilfe von J. Pierpont Morgan sendete er nicht nur, sondern es gelang ihm sogar Signale zu emp­fangen. Diese waren aber leider keine außerirdischen Rufsignale, sondern wie wir heute wissen Niederfrequenzwellen, die sich auf den Kraftlinien der Erde bewegen.

Heute ist die Technik natürlich sehr viel weiter. Vor allem den rasant fortschreitenden Computertechnologien verdankt SETI überaus viel. Aber weder SETI noch die Drake-Gleichung haben bisher eindeutige Aliens gefunden.

Aber: das steckt in Kürze hinter der ungelösten eine Millionen-Euro-Frage bei "Wer wird Millionär" von heute.


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